Geschäftsbericht
DIE JUNGEN START-UP-INITIATIVEN BEI SICK 

»WIR MACHEN EINFACH GROSSARTIGE SENSOREN − DAS IST UNSERE HERKUNFT UND UNSERE ZUKUNFT«
Die jungen Start-up-Initiativen bei SICK verfügen über ein frisches Mindset und die Fähigkeit zu agilem Denken und Handeln. Gleichzeitig sind sie auf solider Konzernbasis gut verankert. Mit dieser Aufstellung gelingen ihnen erstaunliche Ergebnisse. 

„Traditionell läuft Entwicklung so, dass wir unsere besten Ingenieure auffordern, einen Sensor zu entwickeln, der Umreifungsbänder an Paketen erkennt“, erklärt Nina Kadisch, Teammitglied der Start-up-Initiative „Deep Learning / Analytics“, den Unterschied zwischen der etablierten und der neuen, disruptiven Entwicklungsstrategie. „Das Expertenteam muss sich intensiv mit allen möglichen Konstellationen von Bändern an Paketen befassen und versuchen, mit konventionellen Algorithmen ein Ergebnis zu erzielen, das in wiederholten praktischen Tests langsam optimiert und zur Marktreife gebracht wird.“ Nina Kadisch zieht bei dieser Beschreibung die Stirn in Falten. Dann vollzieht sie einen grundlegenden Perspektivenwechsel: „Betrachten wir das Ganze mit den kognitiven Fähigkeiten eines Schulkinds – nach einer Lernphase wird das Kind sagen können, ob ein Umreifungsband vorhanden ist oder nicht. Selbst ungewöhnliche, nicht erprobte Konstellationen wird es intuitiv lösen, wie die Erkennung eines weißen Bands an einem weißen Paket.“ Mit genau diesem Ansatz, dem „Deep Learning“, realisiert das Team aus insgesamt neun Programmier-, Daten- und Applikationsspezialisten aktuell ein trainiertes neuronales Netzwerk, um damit die Innovationszyklen für noch bessere Sensorlösungen erheblich zu verkürzen.
Nina Kadisch befindet sich in einer alten Industriehalle in Waldkirch. Allerdings stehen hier keine Maschinen mehr, sondern Dutzende, frei angeordnete Schreibtische. Es gibt neben einem Forum mit großem Bildschirm auch verschiedene Sitzecken mit Sofas für Besprechungen. Ein Großteil der rund 110 Mitarbeiter aus 15 Start-ups, die SICK im letzten Jahr gegründet hat, arbeitet hier. „Wo etablierte Organisationen und Prozesse an ihre Grenzen stoßen, braucht es neue Formen der Arbeit und Zusammenarbeit“, daran lässt Dr. Kay Fürstenberg, Mitglied des Start-up-Steering-Teams, das die Arbeit sämtlicher Initiativen koordiniert, keinen Zweifel. „Um im Wettbewerb zu bestehen, ist neben dem Mehrwert für den Kunden vor allem Schnelligkeit zum Schlüsselfaktor geworden.“
In Sachen Geschwindigkeit ist das Team von Nina Kadisch gut unterwegs: „Unsere bewährten Systeme eröffnen uns einen einfachen ersten Marktzugang. Nach dem Deep-Learning-Prinzip trainierte Systeme haben wir auch bereits im Feldtest installiert. Wir wollen die Vereinzelung von Paketen, die Klassifizierung von Warensendungen oder die Leerbehältererkennung bei Sortierschalen verbessern.“ Doch das ist nur der erste Schritt, denn die so gefundenen Lösungen will das Team auf Standardlösungen übertragen und kundenspezifisch anpassen.

Sensoren zum Sammeln von Daten zu befähigen, eint alle 15 Startups bei SICK. Denn neben der unverzichtbaren Hardware benötigt Industrie 4.0 vor allem eins − Daten. Anwender sollen zukünftig ihre Sensordaten im Sinne von Industrie 4.0 besser nutzen können. Basis dafür sind die Lösungen für die Industrieautomation in Form von etablierten Serienprodukten, Systemen oder Services. Die Start-up-Initiativen erweitern diese Lösungen mit Mehrwert aus der Datenwelt, bearbeiten die Ideen von Industrie 4.0 mit der Kompetenz von SICK und bieten so wiederum Mehrwert für die Kunden aus der direkten Nutzung von Daten. 

Als Reaktion auf die geforderte Geschwindigkeit, mit der diese Anforderungen umgesetzt werden sollen, müssen Strukturen und Denkweisen in der Arbeitsorganisation hochflexibel sein. So kann der Kurs sofort korrigiert werden, wenn neue Erkenntnisse Zielveränderungen erfordern: „Wir setzen in den Start-up-Initiativen auf die Gründermentalität der beteiligten Akteure und auf flache Hierarchien. Große Flexibilität ist notwendig, um die sogenannten Moving Targets zu erreichen, also die Ziele, die sich während der Projektlaufzeit verändern. Wissen wird durch offenen Austausch innerhalb der SICK-Welt weiterentwickelt, aber auch zusammen mit unseren Kunden. So wird Vernetzung in Wissen und Wissen in Innovation verwandelt“, fasst Dr. Kay Fürstenberg Mindset, Intention und Zielsetzung der Start-up-Organisation zusammen.
»DAS EXPERTENTEAM MUSS VERSUCHEN, MIT KONVENTIONELLEN ALGORITHMEN
EIN ERGEBNIS ZU ERZIELEN, DAS IN WIEDERHOLTEN PRAKTISCHEN TESTS LANGSAM OPTIMIERT
UND ZUR MARKTREIFE GEBRACHT WIRD.«
NINA KADISCH, TEAMMITGLIED DER START-UP-INITIATIVE „DEEP LEARNING / ANALYTICS“
Mut sowie visionäres Denken und Handeln zeichnen die Teams vor allem aus. Dabei nutzen sie die Stärken der bestehenden SICK-Organisation, die durch ihre langjährige Arbeit auf dem Gebiet der Sensorintelligenz die Entwicklung von Industrie 4.0 quasi mit vorbereitet hat. Nina Kadisch ist überzeugt: „Wir machen einfach großartige Sensoren – das ist unsere Herkunft und unsere Zukunft. Unsere Organisation verfügt über unschätzbares Know-how. Mit den Start-ups können wir das auch in neuen, beweglicheren Denk- und Arbeitsweisen gewinnbringend einsetzen.“ Am stärksten profitieren werden letztendlich die Kunden, davon zeugt bereits jetzt das große Interesse an den durch Deep Learning trainierten Sensoren. ///