Geschäftsbericht
INDUSTRIE 4.0 MACHT SCHULE: DAS PROJEKT „SMART BUTTON FACTORY“

Im Oktober 2019 wurde sie erstmals der Öffentlichkeit präsentiert: Die „Smart Button Factory“ der Auszubildenden und dual Studierenden der SICK AG. Was als Praxisprojekt für den Nachwuchs begann, wird nun weiterentwickelt – und vielleicht sogar zur Lehranlage für Schulen.

Industrie 4.0 ist in aller Munde – und bei der SICK AG sogar ein Nachwuchsprojekt: Rund 50 Auszubildende und dual Studierende haben zusammen mit ihren Ausbildern über den Zeitraum von eineinhalb Jahren die „Smart Button Factory“ gebaut – eine Roboterarm-Anlage, die automatisch Namensanstecker fertigt.

„Die Initialfrage war: Wie vermitteln wir Industrie 4.0 unseren Auszubildenden, damit sie ideal für den Arbeitsmarkt gerüstet sind?“, erzählt Philipp Burger, Ausbildungsleiter der SICK AG. „Manche Unternehmen kaufen sich zu diesem Zweck fertige Plattformen. Wir wollten dies jedoch mit unserer Sensortechnologie selbst machen – zumal wir alle Berufsbilder und Studiengänge, die wir für die Entwicklung einer solchen Anlage benötigen, im Haus haben. Zudem ist die Ausbildung bei uns sowieso sehr stark in Projektform organisiert.“ Ein so naheliegendes wie sinnvolles Vorhaben also, bei dem die Azubis ihre Smart Button Factory von Anfang an selbst entwickelten. „Der Lerneffekt könnte kaum besser sein“, ist Burger überzeugt. „Hinzu kommt: Namensanstecker, die bisher von Hand hergestellt wurden, brauchen wir ständig. Hier bringt die Anlage tatsächlichen Mehrwert und Arbeitserleichterung.“
»UNTERSTÜTZT WURDEN DIE JUNGEN FACHKRÄFTE VON DER CENTRAL
UNIT MANUFACTURING SOLUTIONS.«
Was sich zunächst einfach anhörte, wurde zum bisher längsten, größten und komplexesten Ausbildungsprojekt bei SICK. Julian Sütterlin, Projektleiter der Smart Button Factory, erklärt: „Wir haben das Projekt in verschiedene Arbeitspakete eingeteilt, die dann an die Azubis und ihre Ausbilder verteilt wurden.“ Unterstützt wurden die jungen Fachkräfte von der Central Unit Manufacturing Solutions, einer Abteilung, die sich dem Bau vergleichbarer Anlagen widmet. Aber auch andere Fachabteilungen standen immer mit Rat und Tat zur Seite, zum Beispiel bei der Erstellung des Sicherheitskonzepts. Direkt an der Entwicklung und dem Bau der Smart Button Factory beteiligt waren Azubis und dual Studierende der Fachrichtungen Mechanik, Mechatronik, Informatik und technisches Produktdesign. Einer von ihnen ist Jonathan Adler, auszubildender Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung: „Es war ein sehr spannendes Projekt“, blickt er zurück. „Vor allem der praktische Bezug zum Thema Industrie 4.0 und die Arbeit im Projektumfeld hatten mich persönlich und fachlich weitergebracht.“ Und auch die Ausbilder haben einiges dazugelernt: „Das Schöne daran war, dass auch wir vor einer völlig neuen Aufgabe standen, die wir zusammen mit den jungen Leuten lösen mussten“, sagt Sütterlin. „Auch für uns war dies das erste Projekt mit einem Roboter, damit hatten wir bisher noch keine Erfahrung.“ Doch die Mühe hat sich gelohnt: Das große Ziel, die Smart Button Factory im Oktober 2019 auf den Science Days im Europapark Rust erstmals öffentlich vorzustellen, hat das Team erreicht. 

Heute steht die Anlage im Gisela Sick Bildungshaus in Waldkirch und druckt fleißig runde und eckige, individuell gestaltete Namensschilder. Diese können über eine Webseite – in Verbindung mit einem Tagescode, um unrechtmäßige Bestellungen zu verhindern – per Handy, Tablet oder Computer in Auftrag gegeben werden. Diese Webseite war übrigens auch Teil des Projekts und wurde von den Azubis und dual Studierenden programmiert. 
Wer nun aber meint, die Geschichte der Smart Button Factory sei damit erschöpft, irrt: SICK prüft gerade, ob die Smart Button Factory Verkaufspotenzial als Lerneinheit für Schulen hat. Berufsschullehrer, die durch SICK-Azubis von dem Projekt gehört hatten, waren an das Unternehmen herangetreten und hatten Interesse an einer derartigen Anlage zu Lehrzwecken geäußert. Voraussetzung für eine Vermarktung an Schulen wären allerdings ein begleitendes Lehrkonzept sowie After Sales Support durch SICK. „Wir stehen hier ganz am Anfang der Überlegungen und eruieren genau, welcher Bedarf seitens der Schulen tatsächlich besteht und ob und wie das realisierbar ist“, sagt Philipp Burger. 
»DIE SMART BUTTON FACTORY WAR NICHT NUR EIN  EINMALIGES AUSBILDUNGSPROJEKT,
SONDERN IST IN JEGLICHER HINSICHT EINE ANLAGE, DIE LEBT UND MIT DER WIR ALLE STETIG LERNEN.«
Unabhängig davon, ob die Smart Button Factory demnächst als Lehrstück für Industrie 4.0 in Schulen stehen wird – auch im Hause SICK ist ihre Geschichte noch lange nicht zu Ende: Im Rahmen weiterer Azubi- und Studentenprojekte wird sie kontinuierlich optimiert und weiterentwickelt. So sollen zum Beispiel neue Sensoren eingebaut oder die Stanztechnologie verbessert werden. Denkbar wäre auch, dass die Anlage mittels Künstlicher Intelligenz erkennt, ob sie eckige oder runde Buttons braucht. In Planung sind zudem ein Ausbau der Webseite und das Sichtbarmachen des Produktionsprozesses im Internet per Livestream. „Die Smart Button Factory war nicht nur ein einmaliges Ausbildungsprojekt, sondern ist in jeglicher Hinsicht eine Anlage, die lebt und mit der wir alle stetig lernen“, sind sich Philipp Burger und Julian Sütterlin einig.

Auch die öffentliche Vorstellung der Smart Button Factory – bei „Jugend forscht“ Mitte Februar und vor dem Wirtschaftsministerium Anfang März – war ein voller Erfolg und führte überzeugend vor Augen, wie praxisnah und anspruchsvoll die Ausbildung bei der SICK AG ist.